Hier kann unsere Rede zum 08.03., dem feministischen Kampftag, nachgelesen werden.
Hallo,
ich bin Brigitte Hansen-Barbi von der Arbeitsgemeinschaft Frieden. Die nächsten Jahre werden für die feministische und die Friedensbewegung schwer werden. Denn wir haben bei der Bundestagswahl den bisher schlimmsten Rückschlag erlebt. Weder FeministInnen noch PazifistInnen können sich von einer Merz-Regierung Fortschritte erhoffen, im Gegenteil. Die Rechten, die uns Frauen wieder in die alte Geschlechterrolle der Mutter und Gebärerin von Soldaten fürs Vaterland zurückdrängen wollen, haben diese Wahl gewonnen. Ja, sie werden versuchen, das Rad der Geschichte zurückzudrehen in ein finsteres Patriarchat. Sie haben diese Wahl gewonnen, weil sie für die vielen echten Probleme, die es in diesem Land gibt, eine einfache Scheinlösung geboten haben, nämlich Sündenböcke verantwortlich zu machen und Ängste zu schüren. Erfolgreich waren sie damit vor allem bei frustrierten alten weißen Männern, denen es nichts ausmacht, wenn sie von oben getreten werden, solange ihnen nur die Gelegenheit geboten wird, selber nach unten zu treten.
Gerade deshalb habe ich aber auch Hoffnung. Denn das Problem der alten weißen Männer wird sich biologisch lösen. Die tatsächlichen Probleme, die unsere Gesellschaft hat, wird unser künftiger Bundeskanzler Merz aber nicht lösen, sondern er wird sie verschlimmern. Es wird noch mehr Umverteilung von unten nach oben geben, noch mehr Geld für Rüstung, noch weniger Geld für Bildung, Gesundheit, Soziales. Die Klimakrise wird sich verstärken. Merz wird die Verantwortung für den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft wieder uns Frauen zuschieben. Wir sollen wieder die Kinder erziehen, das Gesundheitssystem am Laufen halten und die Alten pflegen, das alles natürlich unbezahlt, damit die Reichen noch reicher werden können.
Aber so einfach wie sich die Rechten das vorstellen wird das nicht. Wir ergeben uns nicht stillschweigend in dieses Schicksal, sondern werden uns wehren. Wir lassen uns nicht mehr einreden, dass es nur zwei Geschlechter gibt mit ganz klar definierten Geschlechterrollen. Wir lassen uns nicht mehr einreden, dass Konflikte durch Krieg gelöst werden können. Und vor allem: die künftigen Generationen werden es nicht mehr akzeptieren. Denn sie wünschen sich eine gute Zukunft, nicht den Rückfall in eine furchtbare Vergangenheit voller Egoismus, Gewalt und Krieg.
Sie brauchen eine positive Utopie, und die können wir FeministInnen und PazifistInnen ihnen bieten: Indem wir die Kinder selbstbestimmt aufwachsen lassen ohne sie in Geschlechterrollen einzuzwängen und ihnen vorleben, dass Konflikte nicht durch Gewalt gelöst werden können, sondern nur friedlich. Die Rechten werden auch scheitern mit ihrem Versuch, die jungen Menschen „kriegstüchtig“ zu machen. Denn die jungen Menschen – die Frauen sowieso und auch alle Männer ab Jahrgang 1987 – sind nicht mehr der Gehirnwäsche des Wehrdienstes unterzogen worden und werden sich auch durch die teuersten Werbekampagnen nicht davon überzeugen lassen, dass sie ihr Leben einem patriarchalen Vaterland opfern sollen.
Genauso klar müssen wir jetzt aber auch wieder laut werden und sagen: Nein gegen 800 Mrd. oder mehr für Rüstung! Soll Herr Merz doch bei seinen alten Freunden bei Blackrock Spenden sammeln statt bei ihnen Kredite aufzunehmen, die unsere Kinder dann irgendwann mal zurückzahlen müssen und vor allem, die WIR jetzt direkt bezahlen, weil natürlich wieder einmal für Bildung, Gesundheit und Soziales nichts mehr übrig bleibt.
Ja, die nächsten Jahre werden nicht leicht. Aber wir haben in diesem Wahlkampf auch gesehen, wie wir die Rechten aufhalten können, nämlich durch unseren entschlossenen und solidarischen Widerstand.